werDEN[N]

 

vom 07.02.2018
bis 11.03.2018

Im Dialog befinden sich zwölf zeitgenössische Künstler*innen, die dem performativen Moment von WERDEN und der fragenden Suche WER DENN? in ihren Werken nachgehen. Die Gruppenausstellung werDEN[N] entwickelt auf vielfältige Weise Ideen zu Identitäten und Prozessen, ob als Entwicklungen oder Bildungen, als Prognosen oder Veränderungen, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Konstellationen. Zu Beginn des Jahres widmet sich diese Ausstellung in Malerei, Zeichnung, Installation, Video, Fotografie und Objekten den beiden Leseweisen des Themas werDEN[N].

Eva Schmeckenbecher untersucht in ihren Videos und Foto-Arbeiten das Veränderliche, Widersprüchliche und Unbestimmte des Menschen im Verhältnis zu seinem Umfeld. Sie transformiert ihr Bildmaterial, macht davon wiederum Aufnahmen und setzt sie in zeitliche Zusammenhänge. Durch ihre Eingriffe verändert sie den Blickwinkel auf die Personen und bringt etwas vermeintlich Inneres nach Außen.

„All work is political“ steht der Arbeit von Fahed Halabi als Statement voran. In den gezeigten Malereien und Zeichnungen wirft er mittels abstrahierten Figurationen von Menschen Fragen über Identität auf und initiiert ein identifizierendes Suchen der Betrachtenden.

Das Porträt eines Models, geschaffen mit klassischem Großformat auf altem Polaroid Film durch Gerald Chors, beleuchtet den Gesichtsausdruck einmal anders und gibt damit einen Kommentar zum gesellschaftlichen Impetus der gängigen Modeldarstellung und hinterfragt die Situation der Fotografie.

Julia Bach versteht WERDEN als Verb, oder als Zustand für das Entstehen, oder auch des sich Entwickelns. Die auf einer unregelmäßigen Papierstruktur aufbauenden Arbeiten zeigen mit feinem Buntstift herausgearbeitete, fast schon mikroskopische Details, die Gestalten und Muster entstehen lassen. Durch längeres Hinschauen werden diese immer deutlicher und verändern sich auch durch Interpretationen der Betrachtenden. 

Anhand einer DNA Analyse kann man feststellen, wie die Person wohl ausgesehen hat, die ihren Zigarettenstummel oder ihr Taschentuch weggeworfen hat, oder deren Haar noch in der Schwimmbaddusche im Abfluss liegt. Karin Hahn macht diese genetische Suche zum Thema ihrer Arbeit und zeigt neben den Fundstücken die zugehörigen Bandenmuster, die in Holzschnitte übersetzt wurden. 

„WerDEN[N]“ stellt in der Audio-Installation Am Montag geht‘s zurück die Frage nach dem Schicksal von Menschen, die für ein Wochenende bei Mutti zu Gast sind. Manuela Fersen geht der Frage nach, wer diese Menschen sind, die nacheinander ihr Haus betreten und von ihr in vierundfünfzig Sprachen begrüßt werden. Woher kommen sie, warum sind sie da und wohin WERden sie gehen, wenn sie am Montag zurück müssen?

Mina Ghadiani kratzt mittels Wachsmalkreide an dem ethisch-kritischen Thema der modernen Reproduktionsmedizin. In Ihrer Bildserie geht es um die Entstehung neuen Lebens, quasi eines neuen WERDENS. Dazu hat Mina Ghadiani Geschichten von Paaren gesammelt und illustriert, die versucht haben durch moderne Reproduktionsmedizin Eltern zu werden. 

Monika Hahn verfolgt in ihrer Arbeit WERDEN UND VERGEHEN einen gar romantischen Ansatz, indem sie versucht, schöne Dinge vor dem Vergessen zu retten und diese in neuem Zusammenhang zu würdigen. 

Inmitten des Innen persistiert längst das Außen. Und im Außen beginnt sie zu entstehen: Die Möglichkeit von Erfindung. Nikolas Goldschmidt und Leon Weinhold (Oncrete) beschäftigen sich in ihren performativen Skulpturen mit dem menschlichen Körper, den wir nicht erfinden, sondern der uns erfindet. 

Regine Wolff treibt das Gefühl um, dem werDEN[N] eher ausgesetzt zu sein, als es bestimmen zu können. Werden als ständige Veränderung, während das Individuum nach Beständigkeit strebt, versucht sich zu verorten in seiner Spanne zwischen Erscheinen und Verschwinden. Wo fängt Werden an, wer ist man wann, und wo beginnt Vergehen? Die Arbeit Wasserzeit gehört zu einer neuen Werkreihe, bei der durch gezielte Übermalung von in vielen zufälligen Schichten bedruckten Textilien Inhalte entstehen, Details verschwinden oder hervortreten. 

Sophia Sanner verwendet in Ihren neuesten Arbeiten die aus der Psychodiagnostik entlehnte Rorschachtechnik. Zahllose Überlagerungen von Farbschichten, Klecksen und Schlieren erzeugen Interpretationsspielräume,  die unsere Wahrnehmung reflexartig ansprechen. Im Zufall entstehen unzählige Details, die in der Symmetrie unsere inneren Bildwelten herausfordern.


Die Ausstellung werDEN[N] ist die erste thematische Gruppenausstellung 2018 nach dem fünfteiligen Zyklus, der sich im Rahmen des 10jährigen Galeriejubiläums mit der Werkentstehung und den Möglichkeiten der Kunst auseinandersetzt hat. In dieser und den folgenden Ausstellungen, welche wieder für alle offen ausgeschrieben werden, liegt der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit dem Rezipienten, der Gesellschaft und der Rolle der Kunst.

teinehmende künstler*innen:::


eva schmeckenbecher:

fahed halabi:

gerald chors:

j. sophia sanner:


julia bach:

karin hahn:

nikolas goldschmidt & leon weinhold (oncrete):


manuela fersen:

monika hahn:

mina ghadiani:

regine wolff: