verMESSEN
vom 29.03.2018
bis 29.04.2018
Im Dialog befinden sich elf zeitgenössische Künstler*innen, die sich einem verMESSEN widmen und dabei unterschiedlichen Maßstäben, Messergebnissen oder auch Vermessenheiten nachgehen. Die Arbeiten zeigen experimentierfreudige, forschende Zugänge zur künstlerischen Arbeit, die ausgehend von verschiedenen Fragen und Interventionen in Objekten, Installationen, Zeichnungen, Fotografien und Projektionen das gesellschaftliche, soziale, alltägliche und künstlerische Feld verMESSEN. Die Ausstellung lädt zur maßlosen oder maßvollen Auseinandersetzung mit den Arbeiten ein – purer Konsum wäre vielleicht verMESSEN...
::: Teilnehmende Künstler*innen :::
Arne Lösekann
Gerald Chors
Günter Westphal
HOOD1
Jonathan McNaughton
Kathrin Jakubzik
Niko Wolf
Nikolas Goldschmidt & Leon Weinhold (Oncrete)
René Scheer
Sigrid Gruber
Arne Lösekann zeigt mit seinem Objekt ‚[ komplexität der 2dimensionalität ]’ ein tool, das es dem Betrachter scheinbar ermöglicht 1qm Raum zu vermaßen und zugleich die Dimensionen des Messens hinterfragt. Wo wird weiter gemessen, ohne dass wir kollidieren oder maßgebende Abstandsflächen überschreiten? Handlungen nicht ausgeschlossen...
„Sometimes, I wish I could tie a rope on the coast, and pull the whole continent towards me, over the whole ocean.“ In seiner fotografischen Arbeit setzt sich Gerald Chors poetisch mit einer Vermessenheit der Fantasie auseinander. Es geht ihm um ein Spiel mit unserer Imagination, das er durch zwei miteinander im Dialog stehenden Polaroids anregt.
Günter Westphal bewegt sich seit 15 Jahren aktiv im Hamburger Münzviertel und fragt künstlerisch-forschend nach Innovationskräften von Kunst innerhalb von sozialen, öffentlichen und politischen Wirklichkeiten. Er zeigt 16 Skizzenblätter, die 2003 zur Grundlage für sein fotografisches Vermessen der natürlichen Pflanzen in den Betonritzen und -lücken zwischen Bürgersteig und schroffen Bahndamm an der Münzstraße wurden.
Unter täglich wechselnden Messverhältnissen wurden empirische Werte visuell und empathisch erhoben und in den Arbeiten von HOOD1 zu einem plastischen Messergebnis destilliert. Die strukturrealistischen Wandobjekte stellen eine kontrastierende Interpretation dieser Werte nebeneinander und fordern den Betrachter zur Positionierung auf.
Die DIN-Norm, als Konstante und Sichtmarke untrennbar mit der Fläche assoziiert, wird in Jonathan McNaughton Arbeit DinA1 zum befragenden Moment einer Räumlichkeit, die befremdlich bespielt wird: Ein Bogen der Größe DinA1 wird auf einem Kopiergerät nach und nach zusammengepresst, bis die kleinstmögliche Form erreicht ist. Auch in ‚Die Beschaffenheit der Dinge‘ geht McNaughton einer Analogie der Kunst nach und führt uns ein vermessenes, mimetisches Angleichen vor.
Kathrin Jakubzik setzt sich in ihrer Arbeit mit der eigenen Familiengeschichte auseinander. Sie bespielt mit ihren Zeichnungen und Collagen Seiten aus einem Tafelwerk für Ingenieure, die aus dem Nachlass ihres Vaters stammen. Die Arbeit eröffnet ein Experimentierfeld, dass ein Zerstören, Überschreiben, Bewahren und Aufgreifen von Vorhandenem zeigt und buchstäblich einem Verweben der eigenen Biographie mit der Vergangenheit nachgeht.
Niko Wolf zeigt Zeichnungen und eine Projektion aus dem Werk "Erdhügelmuseum: Oder die Ökonomie des Vergessens". In den 2011 entstanden Arbeiten geht es um die Fragestellung, inwieweit sich der von einem Tier aufgeworfene Erdhügel als Skulptur lesen lässt. Großformatige Karten dokumentieren Standorte von Maulwurfshügeln im Kontext eines Skulpturenparks und verweisen auf deren ober- und unterirdische Vernetzung.
Wunderwerk Seismograph – Was wird gemessen? Lokal, regional, international, global oder universal? Nikolas Goldschmidt & Leon Weinhold (Oncrete) geben uns mit ihrer Arbeit eine Einladung zum Interagieren und Reflektieren. Denn hinter der Messung steckt inFORMation, die uns herausfordert zu fragen, wer wen formt.
‚100 Meter Hamburg’, ist die Arbeit von René Scheer, in der Sozialstrukturen einer Stadt vermessen werden. Der etwas andere Stadtteilatlas, der die Bevölkerung selber zu Wort kommen lässt, greift humorvoll die Kostbarkeiten seltener Wlan-Namen auf. Diese Erhebung kartiert Scheer puristisch mit der Schreibmaschine und überlässt uns damit eine Poesie der Wlan-Namen.
Sigrid Gruber widmet sich der Maßlosigkeit des Vermessungswahns: In der heutigen Zeit wird alles vermessen, von der Beliebtheit von Politikern, bis zur Distanz des entferntesten von uns noch wahrnehmbaren Sterns. Dabei werden beliebige Zielrichtungen mit objektiven und subjektiven Maßstäben beantwortet. Grubers Arbeiten der Serie ‚Aufstrebend’ stehen im Spannungsfeld zwischen der Stringenz von Mathematik und Physik einerseits und der Freiheit der Kunst andererseits.
|