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transparentvom 14.03.2019 bis transparent :::
frühjahrsputz versus wikileaks _ nicht pastos sondern lasierend _ der gläserne mensch im angesicht der transparenten politik _ durch schauen um zu erkennen _ vielleicht auch hinterglasmalerei _ durchlässigkeit genutzt zur differenzierbarkeit aufeinanderfolgender töne in musik _ farbe _ meinung _ durch sichtigkeit bis hin zur unsichtbarkeit ::: signalübermittlung, die beim empfänger nicht wahrgenommen wird _ gewollt oder ungewollt _ oder doch handfeste, meinungsstarke manchmal auch undurchschaubare BANNER angereichert mit schlagworten, meinungen, hilfeschreien oder auch nur hohlen phrasen
teilnehmende künstler*innen: adriane steckhan, anne meerpohl, antonia flachsenberg, arne lösekann, bettina schünemann, elke schweigart, gagel, merav shinn ben-alon, michael perlbach, michael seiwert, sonia wohlfarth steinert, wonek lee
vernissage: 14.03.2019 ab 20:00 uhr laufzeit: bis 14.04.2019 öffnungszeiten: samstag bis dienstag 18:00 bis 21:00 uhr (und nach vereinbarung) finissage: 14.04.2019, 11:00 – 16:00 uhr mit brunch
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Pastos oder lasierend, visuell oder doch virtuell - die Gruppenausstellung transparent in der xpon-art gallery thematisiert das Durchschauen. Wird Erkenntnis gewonnen, wenn Durchlässigkeit sich überlagernde Farben oder Meinungen differenzierbar macht? Geht sie verloren, wenn Durchsichtiges im Unsichtbaren verschwindet? Zwölf Künstler*innen erlauben Einblicke und stellen vielfältige Überlagerungen und Auflösungen her. In Collage, Druckgrafik, Installation, Objekt, Fotografie, Film, Zeichnung und Malerei werden fragende, handelnde, kritische und irritierende Positionen gezeigt. In der Arbeit von Adriane Steckhan erodiert die Evidenz des Abgebildeten zu einer vagen Impression. Basierend auf einer transferierten Fotografie wird das Motiv bis zur Transparenz aufgelöst, ein Abstraktionsprozess, der sich bis fast ins Monochrome ausdehnt, bis zu einer zarten Nuance der abstrakten Expression im undurchschaubaren Nebel der „dicken Suppe“ des Hamburger Hafens. Transparenz lässt sofort auch das Gegenteil, nämlich Intransparenz, mitdenken, sagt Bettina Schünemann.In Leuchtkästen werden im Wechsel von geschwärzten Bereichen und übereinandergeschichteten Folien analog konkrete Orte in transparenter wie intransparenter Beschaffenheit collagiert, auf die im Titel ihrer Reihe PLACES hingewiesen wird. Auch Anne Meerpohl bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Transparenz und Opazität. In ihren Arbeiten „X-spot I“ und „II“ beschäftigt sie sich mit der VerUneindeutigung von Geschlecht und Sexualität. Beeinflusst von utopistischen Räumen, die sich an Space-Opera Darstellungen orientieren, verschmelzen und überlagern sich in ihrer Malerei Elemente und Ebenen in einem Spiel von gewollten und ungewollten Assoziationen. Sinnbildlich für Selbstbestimmung, Autonomie über den Körper und das Geschlecht werden diese Schichten durchbrochen. Der menschliche Körper ist auch für Antonia Flachsenberg thematischer Schwerpunkt. Eine zergliederte Linolplatte als Ausgangspunkt habend, in differierender Farbigkeit und Anordnung zueinander, mit transparenter Überlagerung und Fragmentierung, mit Brüchen und Spuren von Zerstörung, stellen die Motive ihrer druckgrafischen Serie „Apart“ die Frage nach Körperlichkeit im Sinne einer in sich geschlossenen Entität. Verliert die Realität ihre Bedrohlichkeit durch das vor Augen führen? Ist die Offensichtlichkeit, die Transparenz eines Sachverhaltes ausreichend, um ihn umfassend wahrzunehmen - oder führt es zum Gegenteil, dem Hindurchschauen, dem Ignorieren. Arne Lösekann konfrontiert den Betrachter mit der Situation, das seine Installation den Einblick in ein Szenario verhindert und fordert ihn dazu auf, sich mit einer virtuellen Realität auseinanderzusetzen und den transparenten Layer mit der Realität abzugleichen. Die filigranen Tuschezeichnungen von Elke Schweigart thematisieren in einem sehr zaghaften, tastenden Sinn den Begriff der Ausdehnung. Wie bei einer Zellteilung geht eine Form aus der Anderen hervor. Durch die Transparenz bleiben die Formen als Ganzes sichtbar. Sie stehen in Verbindung, verlieren aber dennoch nicht ihre Unabhängigkeit. In einem ähnlichen Themenfeld, aber gänzlich anderen Spannungsverhältnis bewegt sich Gagel. Die Fotosofin über ihre Arbeit: „Gagel zeigt wunderschöne analoge s-w Handabzüge. Wunderschön in dem Sinne, dass die Frauen sich so zeigen dürfen wie sie sind. Doch darauf diese wie gezeichneten Nähte. In Neon- und Hautfarbe. Tut das denn nicht weh? ist vermutlich die Frage, wenn man diese umrandeten oder ziemlich brutal übernähten Busen und Gesichter betrachtet. Gagel hat alles schon mit Zehn vom Vater gelernt: Sich ein Kleidungsstück vorzustellen, es zuzuschneiden, es zu nähen. Stolz sein und bewundern lassen: Selbstgenäht.” Michael Perlbach hat 19 Tuschezeichnungen extra für diese Ausstellung angefertigt, die direkten Bezug auf die Struktur einer der charakterstärksten Wände in der xpon-art gallery nehmen. Ob als Verstärkung und Schutz, oder zum Verbergen und als Blendwerk – visuell sollen vier Aspekte des Themas veranschaulicht werden: Enhancement / Concealment / Protection / Deception. Vielleicht sind wir befangen, wenn wir für uns feststellen: Von Merav Shinn Ben-Alon aus Tel Aviv werden zwei Arbeiten gezeigt. Zunächst eine Videoarbeit, die aus abfolgenden Sequenzen von Federzeichnungen besteht, die zumeist auf ikonischen Werken der 1970er Jahre basieren. Die Arbeit schlägt eine vorläufige Neuinterpretation und ein neues Lesen der damaligen Geschlechter- und Traumaerzählungen im Licht des zeitgenössischen Diskurses vor. Die verzögerten Übergänge von einem Bild zu einem anderen erfassen einen Moment der Transparenz, der eine Art “vermittelndes Zwischenbild" erzeugt. Ihr “dBook”, das “d” für drawing / diary / daily stehend , ist mehr Objekt als Buch, auch wenn es die gleiche Größe wie ihre Skizzenbücher hat und 50 ausgewählte Zeichnungen enthält. Auf drei Arten von Papier, teils transparent, gedruckt und an der Wand befestigt, lädt es die Betrachter*innen ein, selber mit der Anordnung der Zeichnungen zu spielen und so neue Erzählungen zu formen. Der Frage stellt sich auch Sonia Wohlfarth Steinert in ihrem Filmexperiment "memoria” - wie verhalten sich ähnlich anmutende Bilder, wenn sie sich in einem zeitlichen Kontext befinden. Erschafft sich daraus so etwas wie eine Erzählung? Ihre Arbeiten nutzen den Moment und erforschen ihn. Die daneben ausgestellten Videostills erfassen ihn in der konkretest möglichen Form: verwackelt, verwischt, transparent, unscharf – aber transparent. Michael Seiwert: “Als Informatiker höre ich immer wieder den Spruch „Ach, ich habe doch nichts zu verbergen“, wenn es um Diskussionen rund um den Schutz der Privatsphäre, vor allem in der digitalisierten Welt angeht. Natürlich hat man was zu verbergen! Da ich festgestellt habe, dass „Missionieren“ oft auf taube Ohren stößt, möchte ich mit Mitteln der Kunst den Betrachter dazu einladen, sich Gedanken zu machen, wie transparent sie/er sein möchte.” Ursprünglich war das Projekt als Gemälde in Acryl mit Schrift geplant. Dazu sollte eine Schablone gedruckt werden, allerdings war die Tinte des Druckers fast leer, was dazu führte, dass der gedruckte Schriftzug immer schwächer, und damit unlesbarer wurde. Wonek Lee fertigte die Arbeit BLACK MIRROR, um eine altbekannte Begriffsopposition erneut zu erforschen. Hinter fünf modifizierten, transparenten Monitoren befindet sich jeweils ein Objekt. Auf den Bildschirmen läuft found footage von YouTube. In einer ständigen, Überlagerung gehen die Bilder manchmal zusammen, manchmal stehen sie in Konfrontation zueinander. Spannung entsteht und bricht zusammen. Ausgehend für dieses Experiment war ein Erlebnis in Korea, das ihn mit praktizierter Schönheitschirurgie konfrontierte. Wie folgt das reale Gesicht einem abstrakten Schönheitsideal, wie sieht heute das Verhältnis zwischen Abbild und Objekt aus? |